Verkehrspolitische Fahrradtour am 11.07.2019

Am 11.07.2019 veranstaltete das Netzwerk fahrradfreundliches Charlottenburg-Wilmersdorf eine verkehrspolitische Fahrradtour mit Vertretern der Bezirks- und Senatspolitik, um auf die problematischen Zustände für den Radverkehr im Bezirk hinzuweisen. Auf der 14 km langen Route wurde eine Auswahl von 20 Problemstellen vorgestellt, die im Folgenden dokumentiert sind.

Übersichtskarte

① Otto-Suhr-Allee

  • Radweg hat verschlissene Oberfläche und gefährliche Bordsteinkante zum Gehweg
  • Radwegbreite variiert stark, gefahrloses Überholen an keiner Stelle möglich
  • Führung direkt durch den Wartebereich an Bushaltestellen
  • Einfahrten aus Kopfsteinpflaster
  • An den meisten Kreuzungen keine geregelte Möglichkeit zum Linksabbiegen

Unsere Forderung

  • Durchgängige Verbreiterung des Radweges auf mindestens 2 m und Asphaltierung, insbesondere auch im weiteren Verlauf (Spandauer Damm)
  • Entfernen der Bordsteinkante zum Gehweg
  • Konfliktfreie Führung an Bushaltestellen
  • Aufstellflächen und Signalisierung zum indirekten Linksabbiegen an jeder Kreuzung

② Tankstelle Otto-Suhr-Allee

  • Schlechte Sichtverhältnisse durch parkende Kfz
  • Häufiges Übersehen durch ein- und ausfahrende Kfz-Fahrer

Unsere Forderung

  • Verbesserung der Sichtverhältnisse durch Aufstellen von Pollern oder Fahrradbügeln kurz vor den Ein- und Ausfahrten

③ Kreuzung Luisenplatz/Otto-Suhr-Allee

  • Radfurten nicht rot markiert
  • Linksabbiege-Aufstellflächen nicht einheitlich (mal rechts, mal links vom Geradeausverkehr) und zu klein

Unsere Forderung

  • Rotmarkierung der Radfurten
  • Einheitliche Lösung für Aufstellflächen

④ Kaiser-Friedrich-Straße ‒ Lewishamstraße ‒ Brandenburgische Straße

  • 3-spurige Hauptstraße mit Tempo 50 ohne jede Radinfrastruktur
  • Radfahrende fahren in Türzone der parkenden Kfz oder werden bei Einhaltung ausreichenden Abstands zu den parkenden Kfz sehr eng überholt

Unsere Forderung

  • Einrichtung eines durchgängigen geschützten Radfahrstreifens (protected bike lane, PBL) auf dem Parkstreifen; Verlegung des Parkstreifens eine Spur nach links
  • An den Knoten getrennte Ampelphasen für rechts abbiegende Kfz und adäquate Aufstellflächen für links abbiegende Radfahrende

⑤ Paulsborner Straße

  • Schutzstreifen ohne Sicherheitsabstand zu parkenden Kfz
  • Radfahrende fahren mitten in der Türzone
  • Keine (legale) Überquerung der Paulsborner Str. über Eisenzahnstraße möglich

Unsere Forderung

  • Kurzfristige Anordnung von Tempo 30
  • Prüfung der fahrradgerechten Umgestaltung der Straße
  • Einrichtung von Fahrradüberwegen in Höhe Eisenzahnstraße

⑥ Brandenburgische Straße, Bereich Tunnel Adenauerplatz

  • Radfahrende teilen sich einen Fahrstreifen mit Kfz bei Tempo 50
  • Häufiges Drängeln durch Kfz-Fahrer, da keine Überholmöglichkeit vorhanden

Unsere Forderung

  • Aufhebung des Parkstreifens zugunsten eines geschützten Radfahrstreifens; mindestens​ jedoch kurzfristige Anordnung von Tempo 30

⑦ Kreuzung Brandenburgische Straße/Ballenstedter Straße

  • Kürzlich gebaute Gehwegvorstreckung sorgt für Engstelle auf dem künftigen geschützten Radfahrstreifen
  • Gehwegvorstreckung wurde gebaut, obwohl (a) Planung zum geschützten Radfahrstreifen bereits bekannt war und (b) eine Verlängerung der Grünphase für Fußgänger die Fußgängerfreundlichkeit ebenso erhöhen würde

Unsere Forderung

  • Künftig bessere Abstimmung von Baumaßnahmen

⑧ Brandenburgische Straße, südlich von Konstanzer Straße

  • Bestehender Radweg ist völlig marode und zu schmal

Unsere Forderung

  • Rückbau des Bestandsradweges und Einrichtung eines geschützten Radfahrstreifens auf dem rechten Fahrstreifen

⑨ Kreuzung Brandenburgische Straße/Westfälische Straße

  • Widersprüchliche Signalisierung für den Radverkehr: Lage des Radweges und der Haltelinie sehen eindeutig vor, dass Radverkehr über Fahrbahnampel geregelt wird; Fußgängerampel besitzt jedoch kombinierte Rad- und Fußgängerpiktogramme

Unsere Forderung

  • Austausch der Streuscheiben in der Fußgängerampel durch solche mit Fußgängerpiktogramm

⑩ Kreuzung Brandenburgische Straße/Berliner Straße

  • Keine geregelte Möglichkeit zum Linksabbiegen für Radfahrende

Unsere Forderung

  • Signalisierung und adäquate Aufstellflächen für links abbiegende Radfahrende

⑪ Blissestraße

  • Vorhandener Radweg (ab Aufleitung auf Hochbord, südlich der Wilhelmsaue) zu schmal, schlechte Oberflächenqualität

Unsere Forderung

  • Prüfung der fahrradfreundlichen Umgestaltung der Straße

⑫ Kreuzung Blissestraße/Hildegardstraße

  • Keine Signalisierung für links abbiegende Radfahrende
  • Fußgängerampeln, die zur Orientierung dienen können, ob sichere Querung möglich ist, befinden sich aufgrund der weit abgesetzten Furten außer Sichtweite

Unsere Forderung

  • Einrichtung einer Fahrradampel

⑬ Kreuzung Prinzregentenstraße/Durlacher Straße

  • Viel illegaler Kfz-Durchgangsverkehr in Fahrradstraße
  • “Rechts vor Links” an dieser und weiteren Kreuzungen bremst Radverkehr aus, dabei soll dies eine Hauptradroute sein

Unsere Forderung

  • Einrichtung einer Diagonalsperre zur Unterbindung des Durchgangsverkehrs
  • Vorfahrt für Prinzregentenstraße an jeder Kreuzung

⑭ Kreuzung Prinzregentenstraße/Berliner Straße

  • Mittelinsel ist viel zu klein, um gefahrlose Querung der Berliner Straße zu gewährleisten: Ein Teil des Fahrrades ragt immer in einen Fahrstreifen hinein

Unsere Forderung

  • Vergrößerung der Mittelinsel durch Aufhebung der Parkplätze in diesem Bereich und Verschwenkung der Fahrstreifen nach rechts

⑮ Kreuzung Bundesallee/Spichernstraße

  • Fahrbeziehungen von West nach Ost bzw. von West nach Nord sind für Radfahrende nicht bzw. nur mit völlig unrealistischen Umwegen legal zu erreichen; daher viel illegaler Radverkehr über Gehwege und Fußgängerampeln
  • Bei Geradeausfahrt Richtung Norden muss freier Rechtsabbieger überquert werden; Radverkehr hat lange, zusätzliche Rotphase, während Kfz-Abbieger zusammen mit Geradeausfahrenden grün haben
  • Die vom Bezirksamt im FahrRat vorgelegte Planung zum Umbau der Kreuzung adressiert die Probleme in völlig unzureichender Weise und beinhaltet unintuitive Wegeführungen für Radfahrende

Unsere Forderung

  • Schaffung einer direkten, signalgeregelten Querungsmöglichkeit über die Mittelinsel in Höhe Pariser Straße zur Realisierung der o.g. Fahrbeziehungen, insbesondere zum Lückenschluss auf der viel genutzten Radverbindung Pariser Str. ‒ Regensburger Str.
  • Geschützte Radfahrstreifen auf beiden Seiten der Bundesallee, Überquerung des freien Rechtsabbiegers im Fluss mit Geradeaus-Kfz-Verkehr (getrennte Signalisierung für rechtsabbiegende Kfz)
  • Details: Siehe Stellungnahme des Netzwerk fahrradfreundliches Charlottenburg-Wilmersdorf zu den Umbauplanungen des Bezirksamtes vom Januar 20191

⑯ Fasanenstraße

  • Insbesondere für Radfahrende Richtung Norden (entgegen der freigegebenen Einbahnstraße) unangenehm und z.T. gefährlich, da Fahrbahnbreite nicht zur sicheren Begegnung zwischen Kfz und Fahrrad ausreicht; Radfahrende fahren in Türzone der parkenden Kfz
  • Einfädel- und Aufstellstreifen für Radfahrende an den Knoten häufig illegal zugeparkt
  • Häufiges Halten in zweiter Reihe, insbesondere durch Lieferverkehr (auch aufgrund dauerhaft zugeparkter Haltezonen), führt regelmäßig zur vollständigen Blockade
  • Viel Durchgangsverkehr zwischen Straße des 17. Juni und Kantstraße bzw. Kurfürstendamm

Unsere Forderung

  • Parkverbot auf der östlichen Straßenseite und konsequente ordnungsbehördliche Durchsetzung
  • Einrichtung eines geschützten Radfahrstreifens in Richtung Norden oder Einrichtung einer Fahrradstraße mit Zusatzschild “Anlieger frei”
  • Details: Siehe Präsentation “Fahrradfreundliche Fasanenstraße” des Netzwerks fahrradfreundliches Charlottenburg-Wilmersdorf2 sowie Antrag der Grünen-Fraktion in der BVV Charlottenburg-Wilmersdorf (Drucksache 1158/5)

⑰ Hardenbergstraße

  • Radfahrende nutzen hier den freigegebenen Bussonderfahrstreifen; aufgrund des dicht getakteten Busverkehrs (3 Linien mit Taktung ≤ 10 min.) kommt es zu Konflikten und gegenseitigen Behinderungen zwischen Bus- und Radverkehr
  • Für Kfz stehen durchgängig 3 Fahrstreifen zur Verfügung
  • Keine Möglichkeit zum indirekten Linksabbiegen in Steinplatz und Knesebeckstraße; will man indirekt links abbiegen, muss man auf der Busspur anhalten. Dies ist besonders am Steinplatz sehr konfliktträchtig und gefährlich, wenn hinter dem/der Radfahrer/in ein Bus fährt, der die Haltestelle Steinplatz anfahren möchte
  • Direktes Linksabbiegen aufgrund des Verkehrsaufkommens häufig nicht möglich (Querung von 2 Spuren notwendig)

Unsere Forderung

  • Einrichtung eines geschützten Radfahrstreifens auf beiden Straßenseiten
  • Adäquate Aufstellflächen zum Linksabbiegen

⑱ Schillerstraße

  • Wegen Betonbarriere in der Mitte der Hardenbergstraße kein Linksabbiegen und somit keine legale, direkte Durchfahrt zum Ernst-Reuter-Platz möglich; legaler Weg: Rechts abbiegen auf Hardenbergstraße, in Höhe Knesebeckstraße Wenden über 8 (!) Spuren
  • (Ähnliches Problem an der Knesebeckstraße: Dort ist das Linksabbiegen auf die Hardenbergstraße verboten, obwohl problemlos “Radfahrer frei” angeordnet werden könnte. Die Betonbarriere ist dort unterbrochen.)

Unsere Forderung

  • Markierung eines Radwegs auf dem Kleinsteinpflaster westlich des Eingangs zum U-Bahnhof Ernst-Reuter-Platz, um die Fahrt Richtung Ernst-Reuter-Platz zu ermöglichen
  • Anordnung von “Radfahrer frei” an der Knesebeckstraße, um Linksabbiegen auf Hardenbergstraße zu ermöglichen

⑲ Ernst-Reuter-Platz

  • Keine Fahrt im Uhrzeigersinn möglich. Einige Fahrbeziehungen dauern auf legalem Wege ‒ auch aufgrund der Rotphasen für Rad- und Fußverkehr an jeder Einmündung ‒ mehrere Minuten (z.B. Straße des 17. Juni ‒ Hardenbergstraße), während Kfz den Kreisverkehr in wenigen Sekunden umrunden können; daher weit verbreitetes Radfahren auf Gehwegen und über Fußgängerampeln
  • In der Stoßzeit lange Warteschlangen insbesondere zur Überquerung der Hardenbergstraße; Radfahrende nutzen häufig illegal die Fußgängerfurt, um noch innerhalb der Grünphase queren zu können
  • An den Einmündungen Marchstraße und Otto-Suhr-Allee widersprüchliche Rad-Signalisierung: Hier befindet sich auf der Mittelinsel jeweils eine Haltelinie ohne zugehöriges Radsignal

Unsere Forderung

  • Einrichtung eines Zweirichtungsradweges ähnlich wie am Großen Stern, jedoch mit adäquater Kapazität für künftiges Radverkehrsaufkommen (Großer Stern ist bereits jetzt regelmäßig überlastet, da Radfahrende sich nur einspurig vor den Ampeln aufstellen können und die Wartenden die Ausfahrt aus dem Kreisverkehr blockieren). D.h.:
  • Frühzeitige Trennung der im Kreisverkehr verbleibenden und den Kreisverkehr verlassenden Radverkehrsströme und ausreichend dimensionierte, mehrspurige Wartebereiche vor Ampeln ‒ wie bei Kfz selbstverständlich!
  • Fahrradfreundliche Ampelschaltungen
  • Keine zusätzlichen Konfliktzonen mit Fußgängern; ggf. muss der Radweg dazu auf der Fahrbahn (baulich geschützt!) statt auf dem Hochbord angelegt werden
  • Kurzfristig: Behebung der missverständlichen Signalisierung

⑳ Bismarckstraße ‒ Kaiserdamm

  • Radweg ist zu schmal (kein gefahrloses Überholen möglich) und hat verschlissene Oberfläche
  • An den meisten Kreuzungen keine geregelte Möglichkeit zum Linksabbiegen
  • Für den Kfz-Verkehr stehen 4 (!) Fahrbahnen und eine Parkreihe pro Richtung zur Verfügung (sowie Parken auf dem Mittelstreifen)

Unsere Forderung

  • Einrichtung eines breiten, geschützten Radfahrstreifens auf beiden Straßenseiten und Rückbau der Hochbordradwege zu Gehwegen
  • Adäquate Aufstellflächen zum Linksabbiegen